Was sagt die Bundesregierung?

Antwort der Bundesregierung auf der Großen Anfrage der SPD

Mit der großen Anfrage der SPD-Bundestagsfraktion vom 28. September 2011 sollte thematisiert werden, wie die Nuklearwaffenkonvention vorangetrieben und der Nichtverbreitungsvertrag universalisiert werden können. Der Entschließungsantrag »Deutsche nukleare Abrüstungspolitik weiterentwickeln – Deutschlands Rolle in der Nichtverbreitung stärken und weiterentwickeln« (Drs. 17/9438) forderte die Bundesregierung dazu auf, ihren Verpflichtungen in der Abrüstungs- und Nichtverbreitungspolitik nachzukommen. Dazu wurden 105 Fragen formuliert.

In ihrer Antwort machte die Bundesregierung deutlich, dass sie das Ziel einer nuklearwaffenfreien Welt unterstütze und sich auf vielfältige Weise in internationalen Foren für dieses Ziel einsetze. Dazu gehöre »der Einsatz der Bundesregierung, die Einbeziehung der bisher keinerlei Abrüstungs-kontrollpolitischen Regelungen unterliegenden substrategischen Nuklearwaffen in den weiteren Abrüstungsprozess auf die internationale Tagesordnung zu setzen und damit die Voraussetzungen für den von der Bundesregierung angestrebten Abzug der noch in Deutschland verbliebenen Nuklearwaffen zu schaffen«.

Sie beteilige sich, wie vom Deutschen Bundestag in der Anfrage gefordert, »aktiv an der Diskussion über die verschiedenen, auch zivilgesellschaftlichen Ansätze zur vollständigen nuklearen Abrüstung«. Die Bundesregierung verfolge die Diskussion um eine Nuklearwaffenkonvention aufmerksam und stehe in einem engen Dialog mit ihren internationalen Partnern und Vertretern der Zivilgesellschaft zu möglichen Wegen, Fortschritte bei der nuklearen Abrüstung zu erreichen.

Die Bundesregierung »ist sich mit den Befürwortern einer Nuklearwaffenkonvention hinsichtlich des Ziels völlig einig, hält die Forderung nach einem sofortigen Beginn von Verhandlungen über eine Nuklearwaffenkonvention zum gegenwärtigen Zeitpunkt jedoch für nicht realistisch«. Die Voraussetzungen für die Aufnahme derartiger Verhandlungen werden nach Auffassung der Bundesregierung auf absehbare Zeit nicht erfüllt sein.

Die vollständige Antwort auf die Große Anfrage als PDF herunterladen

Ein Blick in die internationalen Gremien

Wenn man die Schritte der Bundesregierung zum Thema Atomwaffen bewerten will, ist es nötig, sich die internationalen Treffen und die dort verwendeten Strategien vor Augen zu führen.

Auf dem NATO-Gipfel in Lissabon 2010 hatte die Bundesregierung durchsetzen können, dass sich die NATO in ihrem neuen Strategiekonzept zum Ziel bekennt, die Bedingungen für eine Welt ohne Nuklearwaffen zu schaffen. Auf dem NATO-Gipfel 2012 in Chicago wurde erneut die Frage nach der Beendigung der nuklearen Teilhabe innerhalb der NATO angesprochen, jedoch ohne dass eine Einigung erzielt werden konnte. Die Vorhaben und Versprechungen, die unter anderem im Koalitionsvertrag stehen, konnten nur teilweise und unter Händeringen in die NATO eingebracht werden, sodass Deutschland zugunsten anderer Punkte im Wunsch nach atomarer Abrüstung zurücksteckte. Außenminister Westerwelle hatte 2010 bei einer Rede im Bundestag dennoch bestärkt, dass »eine reduzierte Rolle von Nuklearwaffen zu Recht Teil der Strategie [ist], die wir als Bundesregierung unterstützen wollen«.

Bei einem Treffen einer Gruppe von Außenministern, bekannt als die »NPT-Freundesgruppe«, am 30. April 2011 in Berlin hatte Westerwelle erwähnt, »weniger nukleare Waffen auf der Welt bedeuten eine höhere Sicherheit. Je kleiner das Risiko der unbemerkten Vermehrung von nuklearen Waffen, desto höher der Gewinn für die internationale Sicherheit«. Im Juni dieses Jahres sprachen sich neben Westerwelle mehrere Außenminister im Rahmen der NPDI, der Nichtverbreitungs-und Abrüstungsinitiative, in Istanbul dafür aus, die Einführung von international anerkannten nuklearwaffenfreien Zonen zu unterstützen und dazu zu ermutigen.

Auf der Regierungspressekonferenz vom 5. September 2012 wurde aber deutlich, dass niemand in der Bundesregierung - auch nicht der Bundesaußenminister - diese Aufgaben als leicht betrachtet hat. Im Gegenteil. Von Regierungsseite hieß es: »Abrüstung und Rüstungskontrolle ist das geduldige Bohren von ganz dicken Brettern. Das tut die Bundesregierung. Bei diesem Bohren von ganz dicken Brettern ist die Bundesregierung
in den letzten Jahren ihrem Ziel in der Nato ein gutes Stück nähergekommen«.

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Im Blick

Die Bomben und die Bundestagswahl

Die Kampagne »atomwaffenfrei.jetzt« will erreichen, dass die Politiker und Parteien Flagge zeigen für eine atomwaffenfreie Welt, für den Abzug und die Verschrottung der Atomwaffen statt deren Lebenszeitverlängerung. In dieser Ausgabe vom "Im Blick" werden die wichtigsten bisherigen Aussagen der Parteien, Bundesregierung und Bundestag dokumentiert. [4-Seiten DIN A4]

Konsequent vorangehen für eine atomwaffenfreie Welt

Antrag Bündnis 90/Die Grünen 17/9983

22.06.2012 Der Weg für ein atomwaffenfreies Deutschland soll sofort frei gemacht werden. Die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen hat dazu einen Antrag (17/9983) formuliert. Die Bereitstellung von Bundeswehrpiloten und Trägersystemen zum Nukleareinsatz sei unverzüglich einzustellen. Man müsse sich gegenüber den USA und anderen Bündnispartnern in der Nato „mit großem Nachdruck“ für den sofortigen Abzug der in Bundesrepublik verbliebenen US-Atomwaffen einsetzen. Innerhalb des Bündnisses sei unter anderem auf nukleare Ersteinsatzoptionen zu verzichten. Die Bundesregierung soll sich zudem an der Ausarbeitung einer Nuklearwaffenkonvention zur Ächtung von Atomwaffen aktiv beteiligen.

Die Linke fordern Veto gegen die Modernisierung

Antrag 17/11225

08.11.2012 Die Fraktion Die Linke fordert die Bundesregierung auf, den Abzug von US-Atomwaffen aus Deutschland mit der Regierung der USA zu vereinbaren und „umgehend einzuleiten“. Im Rahmen des NATO-Gipfels 2012 in Chicago habe die Bundesregierung durch ihr Einverständnis zu Modernisierungsplänen des Atomwaffenarsenals die Grundlage dafür geschaffen, dass auf absehbare Zeit solche Waffen in Deutschland stationiert blieben, heißt es in einem Antrag der Fraktion (17/11225). Die Abgeordneten fordern unter anderem, gegen die Modernisierung des europäischen Nato-Atomwaffenarsenals im Nordatlantikrat ein Veto einzulegen.

SPD: Keine Modernisierung der US-Nuklearwaffen

Antrag 17/11323

08.11.2012 Die SPD-Fraktion fordert mehr Engagement zur Reduzierung der Rolle der Nuklearwaffen in der Nato. Die Bundesregierung solle sich „verstärkt und intensiv für einen Abzug der substrategischen Nuklearwaffen“ der USA aus Deutschland und aus Europa einsetzen, heißt es in einem Antrag (17/11323), der am Donnerstag auf der Tagesordnung des Bundestagsplenums stand. Dazu gehöre unter anderem, dass die Bundesregierung klarstellt, dass sie gegen eine Stationierung modernisierter B61-Bomben in Europa und Deutschland ist.

Dokumentation 2012

20.12.2012 Antwort der Bundesregierung auf der kleinen Anfrage der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen 17/11956

12.12.2012 Große Anfrage der SPD zu den Ergebnissen und Folgen des NATO-Gipfels in Chigago 17/11905

30.11.2012 Brief an allen Bundestagsabgeordneten zur Modernisierung vom Kampagnenrat

08.11.2012 Protokoll der Bundestagsdebatte zu Atomwaffen 17/204

08.11.2012 Antrag Fraktion SPD Keine Modernisierung der US-Nuklearwaffen in Europa und Deutschland 17/11323

25.10.2012 Antrag Fraktion Die Linke Abrüstung statt Modernisierung der US-Atomwaffen in Deutschland 17/11225

22.06.2012 Antrag Bündnis 90/Die Grünen: Konsequent vorangehen für eine atomwaffenfreie Welt

21.05.2012 NATO Abschreckungs- und Verteidigungsdispositiv

24.04.2012 Entschließungsantrag der SPD zur Antwort auf der Großen Anfrage 17/9438

29.02.2012 Antwort auf die Große Anfrage der SPD-Fraktion 17/8843

Februar 2012 Bericht der Global Zero NATO-Russland-Kommission, Abzug der taktischen US-amerikanischen und russischen Nuklearwaffen von den  europäischen Atomwaffenstützpunkten

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