Humanitäre Folgen von Nuklearexplosionen

Stimmen von den Marshallinseln

Vortragreihe: „Nuclear Justice Now!“
Vortragreihe: „Nuclear Justice Now!“

Am 06. Juni 2023 fand in der „alten vhs“ in Bonn der Vortrag „Nuclear Justice Now“ statt. Der Vortrag war Teil einer bundesweiten Vortragreihe in mehreren deutschen Städten. Die drei Aktivisten Benetick Kabua Maddison, Marino Morris und Matthew John sind in dritter Generation Betroffene der Atombombentestest auf den Marshallinseln, die zwischen 1946 und 1962 von den USA durchgeführt wurden. Die im Juli 2013 gegründete NGO „Marshallese Educational Initiative“ (MEI), eine NGO, setzt sich heute für Aufklärung ein, um sozialen Wandel und eine Sensibilisierung für die Thematik zu bewirken. Sie spricht dabei sowohl die Menschen auf den Marshallinseln, als auch Menschen außerhalb an. Außerdem machen sie die Menschen sichtbar, die die Atombombentests aktiv miterlebt haben, für die drei Aktivisten des Vortrages gehören deren Großeltern dazu. Der Vortrag ging über einen Einblick in die traditionelle Kultur bis hin zu politischen Einigungen zwischen den Marshallinseln und den USA und deckte somit viele spannende Facetten ab.

Um während des Kalten Krieges Fortschritte in der Kernwaffentechnologie zu erzielen, testeten die USA zwischen 1946 und 1958 mehr als 55 Atomwaffen auf den Inseln. Als „Entschädigung“ besteht seit 1986 der Vertrag über die freie Assoziation, was den Marshalles*innen die Möglichkeit zu visafreier Einreise in die USA ermöglicht und auch erklärt, weshalb sich viele Marshalles*innen in den USA niederlassen. Anhand von Fotografien wurde deutlich gemacht, wie oft und zu welchen absurden Zwecken, das Bild der Explosion einer Atombombe auf dem Bikini-Atoll genutzt und gefeiert wurde. Beispielsweise wurde das Motiv der Explosion auf T-Shirts abgedruckt oder sogar in Form eines Kuchens gefeiert. Auch wurden die gesundheitlichen Folgen der dort lebenden Menschen beleuchtet, die bspw. zu Fehlgeburten und Krebs führten. Die bekannte animierte Kinderserie „Spongebob Schwammkopf“ basiert auch auf dem „verschollenen“ Bikini Atoll. Die Stadt, in der die Charaktere leben, heißt Bikini Bottom und die etwas verzehrt aussehende Fische sollen die neugeborenen „Jellyfish Babies“, zeigen. Neugeborene auf den Marshallinseln haben nämlich oftmals Fehlproportionen, sodass sie aussehen wie eine Qualle.

Fokus des Vortrags waren außerdem die Gefahren für die Marshallinseln im Zuge des Klimawandels im Zusammenhang mit nuklearen Auswirkungen. Durch die so geringe Höhe der Inseln, von nur 2 Metern über dem Meeresspiegel, ist die Zeit knapp, dass der steigende Meeresspiegel die Inseln erfasst. Zusätzlich steigt dabei die Gefahr, dass ein Betonbunker auf Runit Island (eine der Inseln des Atolls), welcher bis heute Atommüll lagert, zerstört wird. Nukleare Abfälle drohen somit in den Pazifik zu gelangen. Der Betonbunker wurde damals mit der Intention gebaut, die nächsten 40 Jahre sicher zu sein. Die Sicherungsgarantien für die Bunkeranlagen sind allerdings bereits 2021 ausgelaufen. Bestrebungen der USA zum Bau von neuen und sicheren Anlagen gibt es nicht. Es sei nun Aufgabe der Marshalles*innen, sich um den Strahlenmüll zu kümmern – heißt es von US-Seiten.

Abschließend wurden gemalte Bilder ausgestellt, die inspiriert waren von den Geschehnissen auf den Marshallinseln. Eine Interpretation zu einem Bild wurde vorgelesen und machte die Emotionalität der Thematik deutlich. Abschließend wurde die Veranstaltung mit dem selbstgeschriebenen Song „We are Survivors“, begleitet durch eine Ukulele, geschlossen.

Im Anschluss an den Vortrag konnten Fragen gestellt werden, was das Publikum gerne annahm. Nach einem regen Austausch konnte der Abend entspannt ausklingen.

 

Hyra Indradwianto und Wencke Dreiss, Praktikantinnen beim Netzwerk Friedenskooperative.

zurück

NEWSLETTER: ich möchte weiter informiert werden
Jetzt spenden

Spenden

Sie können hier für die Kampagne online spenden oder über diese Bankverbindung überweisen an: Förderverein Frieden e.V.
IBAN:  DE78 4306 0967 4041 8604 04
Stichwort: „atomwaffenfrei“
.

Datenschutz